CD-REVIEW

Album: Dawn of the Martyr
Review Source: Legacy (print 03/2007 Nr.49) / www.legacy.de
Reviewer: PMI
Rating: 11/14

Sieh an, auch aus flächenmässig recht bescheiden gesegneten Staaten kommt ab und an mal doch die eine oder andere Perle aus dem Underground gekrochen. Wer sich noch erinnern kann: Die Schweizer PUNISH machten schon einmal im Jahre 2000 mit dem selbstbetitelten Debut auf sich aufmerksam, in den folgenden sieben Jahren hielt man sich jedoch bedeckt. Es reichte lediglich zur Demo "Three Songs In Mental Disorder" und der EP "Four Songs Of Morbid Lust", und seit letzterer sind auch schon wieder mehr als zwei Jahre vergangen. Eine sehr lange Reifephase für den Zweitling, die sich angesichts des Endergebnisses "Dawn Of The Martyr" allerdings hörbar gelohnt hat. Mit einer im Vergleich zu "Punish" um das Eineinhalbfache gestreckten Spielzeit wird schon vor den ersten Klängen deutlich, dass die Eidgenossen sich mehr Spielraum und ihrer Musik mehr Luft zum atmen einräumen...die sie auch dringend benötigt. Denn für "Auf-die-Schnelle"-Esser und Nebenbei-Hörer ist "Dawn Of The Martyr" nichts. Hier wird eine Melange aus Thrash, Death und einer Prise Black Metal geboten, die sich ganz in der Tradition von Sadus, Cynic, ein wenig Death oder auch Atheist gebärdet. Zwar herrscht kein totales Frickel-Armageddon nach dem Vorbild Atheists vor, dennoch liegt die Betonung eindeutig auf dem Wort "technisch". PUNISH wissen ihre Instrumente sehr gut zu beherrschen und für eine stets funktionierende Mischung aus Solo-Gegniedel, Thrash-Geschrammel, progressiven Breaks und Tempowechseln einzusetzen. Die eigentliche Überraschung ist jedoch, dass "Dawn Of The Martyr" nach dem dritten Track "Miss Anne Thrope" eine recht deutliche Kurskorrektur vollführt und mit fortlaufender Spielzeit immer technischer, anspruchsvoller und heftiger zu Werke geht. Die ersten drei Abschnitte nämlich bleiben zwar immer noch (oder besser gesagt zunächst) dem thrashigen Death Metal verhaftet, offenbaren sich jedoch auch stark von klassischer Musik beeinflusst. Nahe liegend ist es natürlich, sofort an Soli zu denken, doch nicht nur sie, sondern auch die "gewöhnlichen" Riffs in Strophe und Chorus zwischendurch bewegen sich in Strukturen der E-Musik und wären als Adaption durch ein klassisches Orchester ebenfalls sehr gut vorstellbar. Es wäre sicherlich interessant zu sehen, griffen PUNISH diese Arrangements und Gedanken weiter auf. Für den Moment bleibt mit "Dawn Of The Martyr" ein Album, das Fans von technisch anspruchsvollem, technischem Death Metal sicherlich zufrieden stellen dürfte.